Selfcare-Kompass

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Wenn es für ein englisches Wort keine deutsche Übersetzung gibt stehen die Chancen gut, dass wir auch inhaltlich nicht sehr viel damit anfangen können. Selfcare, das bedeutet Selbstfürsorge, Selbstpflege, Eigenpflege – es umfasst aber auch die körperlichen Bedürfnisse wie die gesundheitliche Sorge für sich selbst oder im weitesten Sinne Selbsthilfe. Und es gibt sogar einen internationalen “Selfcare-Day” – aber eigentlich sollte man jeden einzelnen Tag seines Lebens gut mit sich umgehen.

Es gibt den schönen Satz, man solle “sich selbst eine gute Mutter sein”: liebevoll zugewandt, annehmend und dafür sorgend, dass alle Bedürfnisse erfüllt werden. Das ist umso wichtiger, wenn man das selbst als Kind in dieser Form nicht unbedingt erlebt hat. Denn Stress machen wir uns nicht nur auf körperlicher Ebene selbst, sondern auch damit, wie wir über uns selbst denken.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Großteil der Gedanken, den die meisten Menschen über sich denken, negativ sind. Das ist das genaue Gegenteil von Selfcare. Denn wenn wir negativ über uns denken, gehen wir nicht gut und liebevoll mit uns um. Das hat auch direkte negative körperliche Auswirkungen, denn unser Körper reagiert unmittelbar auf das, was wir über uns denken – im Guten wie im Schlechten. Wenn Sie an die “Happiness-Hormone” oder die 90-Sekunden-Regel denken: Wir können ein ganzes Stück weit kontrollieren, ob Gute-Laune- oder Stresshormone durch unseren Körper kreisen.

Die Harvard-Professorin Ellen Langer hat Anfang der achtziger Jahre ein äußert aufschlussreiches Experiment darüber durchgeführt, wie das, was wir denken, unseren Körper beeinflusst. Sie brachte zwei Gruppen von Freiwilligen – älteren Herren um die achtzig – für jeweils eine Woche in ein Kloster. Sie machte mit ihnen quasi eine Zeitreise, denn im Kloster hatte man alles so eingerichtet, als wären gerade die 1950er Jahre. Es lagen Tageszeitungen aus dieser Zeit aus, im Radio spielte man Lieder, die damals gerade aktuell gewesen waren, man zeigte Kinofilme mit James Stewart und diskutierte die politischen Ereignisse dieser Zeit: Der erste US-Satellit war ins All geschossen worden, US-Präsident Harry S. Truman drohte im Koreakrieg mit dem Einsatz der Atombombe und Fidel Castro kam an die Macht.

Die erste Gruppe sollte sich in die Zeit zurückversetzen und so tun, als seien sie noch einmal dreißig Jahre jünger. Die zweite Gruppe sollte die Erinnerungen genießen, aber in der Gegenwart bleiben.

Vor und nach dem Experiment hatten beide Gruppen eine ganze Reihe von Tests gemacht, die körperliche und geistige Parameter bewerteten. Nach der Woche im Kloster wurden die Tests wiederholt. Beide Gruppen hatten ihre Ergebnisse deutlich verbessert, die Männer hatten sich in den Bereichen Größe, Gewicht, Gang, Haltung, Gehör, Sehkraft und Intelligenz verbessert (sie hatten u. a. für sich selbst sorgen und z. B. den Abwasch machen müssen, waren also aktiver gewesen also zuvor). Aber die Gruppe, die sich so verhalten hatten, als wären sie dreißig Jahre jünger, hatten signifikant bessere Werte. Ihre Körper waren tatsächlich messbar jünger geworden.

Wir haben für Sie einen “Selfcare-Kompass” entwickelt, der die einzelnen Bereiche transparenter macht, in denen jeder Mensch gut und liebevoll für sich sorgen sollte. Vielleicht gehören Sie ja zu den Glücklichen, die sagen “aber das mache ich doch schon alles für mich, täglich”. Gratulation, das tut Ihrem Stresslevel ungeheuer gut.

Falls nicht, schlüsselt  das Arbeitsblatt, das Sie gleich downloaden können, die wichtigsten Bereiche von Selfcare auf: psychologisch, emotional, professionell, persönlich, physisch und spirituell. Und liefert Anregungen, wie Sie in den einzelnen Bereichen besser für sich sorgen können. Und wie die Harvard-Studie gezeigt hat: Es reicht nicht aus, theoretisch darüber nachzudenken, sondern es geht darum, wie man zu sich selbst steht. Und das bedeutet hoffentlich: positiv. Also: Drucken Sie sich das Arbeitsblatt aus. Nehmen Sie sich für jeden der sechs Bereiche mindestens eine Minute Zeit, um eine Standortanalyse durchzuführen. Sie können z. B. auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, wie gut Sie im jeweiligen Bereich abschneiden. Gehen Sie dann die Übungen auf dem Arbeitsblatt durch, um sich selbst Aufgaben zu stellen, wie Sie ab jetzt besser für sich sorgen können!