Perfektionismus

Thema Progress:

Perfektionisten haben den Dreh raus, sich das Leben richtig schwer zu machen. Wenn Sie einen Weg suchen, Ihr Stresslevel dauerhaft möglichst hoch zu halten, dann gehen Sie mit perfektionistischen Ansprüchen an Projekte – oder am besten Ihr ganzes Leben – heran. Da wir nicht den Anspruch haben, schlauer und besser als alle anderen zu sein, haben wir es und leicht gemacht und ein paar Zitate zum Thema Perfektionismus zusammengestellt:

Die Zitate gibt es nachher zum Herunterladen. Im Postkartenformat, damit Sie sie auch weitergeben können, falls Sie einen Perfektionisten in Ihrer Nähe haben. Und wenn Sie genau hinschauen, werden Sie in einer der Karten einen Schreibfehler finden; denn sich Fehler zuzugestehen ist die erste Möglichkeit, der Perfektionismus-Falle zu entgehen (dazu gleich mehr). Eine unperfektionistische Einstellung könnte lauten: Wer einen Schreibfehler findet, darf ihn behalten.

Die wenigsten Menschen betreiben Perfektionismus (nur) aus einer Perspektive der Herausforderung und Begeisterung für eine Sache. Dann wirkt Perfektionismus als Antrieb. Wird etwas nicht mehr liebevoll und freiwillig, sondern aufgrund von Druck oder der Angst, etwas falsch zu machen ausgeführt, ist Stress ein dauerhafter Begleiter. Wir lernen schon als Kinder, es anderen recht machen zu müssen, dass es peinlich ist, wenn man etwas falsch macht und dass man sich vielleicht sogar noch jahrelang für etwas schämt, bei dem man das Gefühl hatte, versagt zu haben. Dabei machen Fehler menschlich und wer Fehler macht, macht gleichzeitig oft die überraschende Erfahrung, dass die Welt nicht untergeht und die Mitmenschen nicht nur verständnisvoll, sondern sogar positiv reagieren. Denn wir alle kennen die Ängste, die sich oft hinter Perfektionismus verbergen, weil wir sie selbst haben.

Perfektionismus kann tatsächlich krank machen. Eine kanadische Studie mit Senioren hatte ergeben, dass Perfektionisten ein 51 % höheres Sterberisiko hatten (dabei würde es ja eigentlich schon reichen, dass wir uns das Leben schwer machen)! Die wichtigsten Fakten haben wir für Sie in Infografiken zusammengestellt, und weil das Thema so wichtig ist, gibt es die auch noch zum Download.

Und, wo liegen Sie auf der Perfektionismus-Skala?

Wie Stress wird das Streben nach Perfektion irgendwann zur Gewohnheit, die Normalität vorspiegelt. Da das Leben aber immer unperfekt und voller Überraschungen sein wird, ist das Ziel, perfekt zu sein, auf alle Fälle unerreichbar, führt zu chronischem Stress und macht krank. Das dritte Plakat (Abb. direkt oben) zeigt sechs einfache Schritte zu einem gesunden Verhältnis zwischen Perfektionismus und “Unperfektionismus”, die Sie im Alltag als Instrumente für die Strukturierung von Projekten und Aufgaben einsetzen können:

  1. Realistische Ziele setzen.
    Perfektionisten neigen dazu, sich unerreichbare Ziele zu setzen. Fehlerlos zu sein, besser/ sorgfältiger/ zuverlässiger/ ausdauernder etc. zu sein als alle anderen. Nichts gegen die Idee, einen hervorragenden Job leisten zu wollen. Aber man kann Perfektion nicht als Standard setzen. Dazu ist das Leben zu unkalkulierbar und chaotisch. Erheblich stressfreier ist es, 100 Prozent anzustreben und sich dabei etwas übertreffen zu dürfen. Aber 80 Prozent sind auch mal OK.
  2. Kleine Risiken eingehen.
    Wer perfekt sein will, muss alles kontrollieren, und das kann nur schiefgehen. Je größer Stress und Druck werden, desto größer wird auch unser Bedürfnis nach Kontrolle, und desto größer die Panik, wenn dann tatsächlich etwas schiefgeht. Besser ist es, kleine Spielräume einzuplanen, und eventuell sogar kleine Fehlschläge. Sie kennen den Spruch: Aufstehen, Krone zurechtrücken und weitergehen? Genau darum geht es. Jeder macht mal einen Fehler, jeder fällt mal hin. Entscheidend ist, dass und wie man aufsteht und direkt weitermacht. Das ist Größe, wenn man sich nicht entmutigen lässt. Emily Ley nannte es den “Standard von Anmut”, aber es gibt auch die Variante mit Tapferkeit, Humor, Zuversicht oder anderen positiven Dingen. Also: Lassen Sie zu, dass etwas anders laufen kann als Sie sich vorstellen, manchmal entstehen daraus die besten Dinge.
  3. Erfahrungsorientiert statt ergebnisorientiert arbeiten.
    Innovation wird in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland sein. Im privaten Leben nennen wir es Kreativität oder Improvisationstalent. Wenn Sie in einem Projekt nur 80 Prozent erreichen, aber dafür dabei so viel gelernt haben, dass Sie die nachfolgenden Projekte doppelt so gut und doppelt so schnell erledigen können (ohne natürlich in den Perfektionismuswahn zu verfallen), dann ist das ein sensationelles Ergebnis. Geben Sie sich die Chance, wichtige Erfahrungen zu machen.
  4. Kleine Fehler erlauben und einplanen.
    Ganz ehrlich: Niemand mag Menschen, die rundherum und ständig perfekt sind. Denn das bedeutet für alle in ihrer Nähe, dass sie ebenfalls ständig perfekt sein müssen oder als Dummköpfe dastehen. Und das will niemand. Kleine Fehler machen uns auch nicht nur menschlich, sondern sie bereiten uns darauf vor, damit umgehen zu können, wenn mal etwas wirklich schiefgehen sollte. Erlauben Sie sich, unperfekt zu sein, es macht das Leben einfach so viel leichter.
  5. Plan B parallel entwickeln.
    In Innovations-Workshops lernt man, “schneller und schlauer zu scheitern”. Fortschritt, Wachstum, Weiterentwicklung, all das funktioniert nicht, ohne dass Dinge schiefgehen. Manchmal sogar gewaltig. Forschungen haben gezeigt, dass wir uns da selbst eine böse Falle stellen: Je mehr wir in ein Projekt investieren (Zeit, Geld, Ressourcen, Aufmerksamkeit etc.), desto weniger können wir uns davon verabschieden. Deshalb investieren wir weiter, auch wenn es völlig vergeblich ist. Hat man aber einen Plan B, von dem man von Anfang an weiß, dass man hier weitermachen kann, wenn Plan A scheitert, dann ist es sehr viel leichter, in eine neue, bessere und letztlich vielleicht erfolgversprechendere Richtung zu gehen. Und: Einen Plan B zu haben, beruhigt, und das senkt das Stresslevel.
  6. Umwege als Lernerfahrung verstehen.
    Nichts ist umsonst. Wenn Sie in Ihrem Leben zurückblicken, haben Sie aus schwierigen Situationen wahrscheinlich mehr gelernt als aus Dingen, die glattgingen. Fehler sind dazu da, daraus zu lernen. Je mehr Fehler Sie in einem Projekt machen, desto besser kennen Sie die möglichen Fallen und desto klarer wird der richtige Weg. Experten wissen nicht nur, was funktioniert, sondern auch, was nicht funktioniert. Also: Fehler annehmen, analysieren und nicht wiederholen.

An Perfektionismus ist nichts falsch, wenn man ihn nicht zu einem generellen Lebensstil macht. Auch hier machen Stress und Druck uns wieder blind und führen auf direktem Weg in eine Einbahnstraße. Gelassener Fehler machen und entspannter gute Ergebnisse zu erreichen versuchen wäre auf alle Fälle eine gesündere Strategie, vor allem für Perfektionisten!

Nehmen Sie sich jetzt 3 Minuten Zeit und einen möglichst unperfektionistischen Zettel (vielleicht ein Stück Papier aus dem Abfallkorb?) und notieren Sie Ihre persönlichen Perfektionismusfallen. Und gehen Sie irgendwann vergangene Situationen und Projekte durch und überlegen Sie, welche sich wirklich gut anfühlen. Sind es wirklich die, bei denen Sie perfekt waren – oder waren doch andere Faktoren ausschlaggebender?

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Und die Perfektionismus-Zitate im Postkartenformat können Sie hier herunterladen >