Mythos Multitasking

Thema Progress:

Um Stress wirksam reduzieren zu können, ist es hilfreich, Stressquellen zu identifizieren. Eine dieser Stressquellen ist das, was man “Multitasking” nennt, also die Fähigkeit (die wir oft als Notwendigkeit verstehen), mehrere Dinge gleichzeitig zu machen.

Unser Gehirn ist wirklich wunderbar darin, sich selbst gut zu vermarkten, daher hält sich das Gerücht, dass es multitaskingfähig ist. Ist es aber nicht. Was geschieht, wenn wir mehrere Dinge auf einmal machen ist, dass unser Gehirn hin- und herschaltet. Und das zugegebenermaßen mit einem hohen Tempo, aber dafür nicht wirklich effektiv.

Multitasking klingt nach dem Gipfel der Effizienz, ist es aber nicht. Vor ein paar Jahren war es noch nicht einmal ein Thema. Durch unsere Smartphones und immer mehr Kanäle, über die wir erreichbar sind – Handys, E-Mail, social media-Benachrichtigungen – gibt es nun sehr viel mehr äußere Anlässe, um mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Und da wir ja auch erreichbar sein wollen, versuchen wir, alles auf einmal machen zu wollen. Das funktioniert aber nur zu dem Preis, dass unser Stresslevel gewaltig ansteigt.

Sie können das mit einem einfachen Test selbst versuchen. Nehmen Sie ein Blatt Papier und zeichnen Sie zwei senkrechte Striche, um drei Spalten zu erhalten. In die erste Spalte schreiben Sie nachher von oben nach unten das Alphabet von A bis Z, in die zweite Spalte die Zahlen von 1 aufwärts, und in die dritte Spalte wieder das Alphabet, aber diesmal überspringen Sie jeden zweiten Buchstaben (also A – C – E usw.).

Das wäre einfach, wenn Sie die Spalten senkrecht ausfüllen würden, also erst das Alphabet, dann die Zahlenreihe, dann das Alphabet mit den übersprungenen Buchstaben. Diese Vorgehensweise entspräche dem “Singletasking”: Sie erledigen eine Aufgabe und dann die nächste. Und dann erst die Nächste.

Wenn Sie die Spalten horizontal ausfüllen, springen Sie von Alphabet zu Zahlen, dann zu der zweiten Version des Alphabets, zur ersten Version, zur Zahlenreihe usw. Und Sie merken schon an der Beschreibung, dass das kompliziert und chaotisch klingt und als Anweisung schwerer umzusetzen ist. Genau das ist Multitasking.

Unser Gehirn verarbeitet immer nur eine Information nach der anderen. Multitasking erhöht den Stress und ist zudem kontraproduktiv. Studien haben gezeigt, dass “Multitasker” mehr Fehler machten, Informationen schlechter aufnahmen, Fakten schlechter einordnen und später weniger erinnern konnten, d. h. insgesamt deutlich schlechter abschnitten als Probanden, die ihre Aufgaben der Reihe nach abgearbeitet hatten.

Dazu kommt, dass Multitasking nie aufhört. Da man immer schon mitten in der nächsten und übernächsten Aufgabe ist, erlebt man nie das befriedigende Gefühl, ein Projekt beendet zu haben. Als “Singletasker” können Sie dagegen jedes abgeschlossene Projekt (oder jeden Teilabschnitt) als kleinen Erfolg feiern.

Was gegen Multitasking-Stress hilft:

  1. Zeiten ohne Unterbrechung organisieren. Versuchen Sie, Ihr Aufgaben und Termine so zu koordinieren, dass Sie jeden Tag mindestens ein, zwei Stunden am Stück ohne Unterbrechung an Ihren Projekten arbeiten können.
  2. Seien Sie nicht ständig erreichbar. Falls Sie nicht auf eine dringende Email oder einen Anruf warten, können Sie darauf verzichten, ununterbrochen Ihre Accounts abzufragen (das gilt auch für social media).
  3. Organisieren Sie Ihre Arbeit. Wir haben ein Arbeitsblatt vorbereitet, mit dem Sie Aufgaben übersichtlich strukturieren, Prioritäten setzen und und nach Erledigung buchstäblich abhaken können.
  4. Sprechen Sie sich mit Kollegen oder Ansprechpartnern ab. Vielleicht sind diese auch froh, wenn man sich auf eine “Zeitzone der Nicht-Erreichbarkeit” einigt! Dasselbe gilt übrigens natürlich auch für die Zeit zuhause.

Also: Drucken Sie sich das Arbeitsblatt aus. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um alle anstehenden Dinge zu notieren, die Sie in nächster Zeit erledigen müssen. Schreiben Sie dann in die Spalte “Prioritäten”, in welcher Reihenfolge Sie die Aufgaben erledigen wollen. Oder machen Sie, wenn Sie viel erledigen müssen, direkt ein Blatt für die wichtigen, eines für die nicht ganz so dringenden und ein weiteres Blatt für die Aufgaben, die noch Zeit haben, die Sie aber nicht vergessen wollen.

Und, ganz wichtig: Feiern Sie Ihre Erfolge! Haken Sie jede Aufgabe ab, wenn Sie sie erledigt haben. Und nehmen Sie sich dann in aller Ruhe die nächste Aufgabe vor, eine nach der anderen natürlich.