Happiness-Hormone

Thema Progress:

Unser Gehirn ist äußerst geschickt darin, uns Dinge positiv zu verkaufen. Ein gutes Beispiel dafür sind unsere “Glückshormone”. Vier Hormone sorgen für gute Stimmung: Dopamin, Oxytocin, Serotonin und die Endorphine (man kann sie sich übrigens so leichter merken: Die Anfangsbuchstaben ergeben das Wort “Dose”; und es gibt noch ein paar mehr, aber das hier sind die Wichtigsten).

Diese Hormone waren eigentlich nicht für’s Glücklichsein  gedacht; sie sollen uns austricksen, damit wir durchhalten oder notfalls auch unter Schmerzen weitermachen. Endorphin z. B.  bedeutet eigentlich “endogenes Morphin”, d. h. es ist ein Opioid oder Rauschmittel, das unser Körper selbst erzeugen kann. Aber lassen Sie uns die Glückshormone der Reihe nach Anschauen.

Dopamin: 
Dopamin ist das Hormon, das man allgemein als “Glückshormon” bezeichnet. Unser Gehirn schüttet es aus, wenn wir ein Ziel anstreben. Dopamin motiviert uns dann, dieses Ziel tatsächlich zu verfolgen, damit wir am Ende eine Belohnung erhalten: Dopamin, um uns gut zu fühlen. Es ist übrigens ein Gerücht, dass Schokolade eine Dopamin-Ausschüttung bewirkt. Es ist die Erwartung, dass wir Schokolade bekommen. Und wie die meisten von uns wissen: Die Schokolade gewinnt immer, auch während einer Diät. Denn unser Gehirn bringt uns dazu, alle guten Vorsätze über den Haufen zu werfen, um Dopamin zu bekommen. Mit derselben Erwartung gehen wir an neue Projekte etc. heran – und fühlen uns gut. Evolutionstechnisch wären wir sonst vielleicht noch mit einem netten Lagerfeuer und einem Mammutsteak zufrieden und hätte uns das ganze Ding mit der Zivilisation erspart (und damit vermutlich viel Stress).

Oxytocin:
Oxytocin gilt als das “Kuschelhormon”, es wird z. B. während des Geburtsvorgangs und beim Stillen ausgeschüttet, um die Mutter-Kind-Bindung zu fördern. Oxytocin fördert Vertrauen und generell Bindungen. Natürlich wären wir gerne ständig glücklich, aber Oxytocin zeigt, warum das nicht sinnvoll wäre: In einer Blase aus Glück und Liebe wären wir bei einer Oxytocin-Dauerausschüttung ständig vertrauensvoll, auch wenn es in einer Situation überhaupt nicht angebracht ist.

Oxytocin wird direkt von unserem Stresslevel beeinflusst: Wenn wir Stress haben, wird weniger Oxytocin produziert. Umgekehrt beeinflusst das Hormon, wenn es einmal ausgeschüttet wurde, das Angstzentrum in unserem Gehirn und hilft dabei, Ängste schneller abzubauen. Es werden Möglichkeiten erforscht, Oxytocin gegen Ängste und Phobien einzusetzen.

Menschliche Nähe führt nicht nur bei Kindern und Müttern, sondern generell zu einer potenziellen Oxytocin-Ausschüttung. Und nicht nur das: Dr. Linda Handlin, von der Swedish University of Agricultural Sciences hat erforscht, welche positiven Auswirkungen der Kontakt zwischen Menschen und Hunden hat (deshalb gibt es schon “Bürohunde”, die tatsächlich dabei helfen, eine angenehmere Arbeitsatmosphäre zu schaffen und das allgemeine Stresslevel zu senken):

  • Oxytocin wirkt als Anti-Stress Hormon,
  • ist blutdrucksenkend,
  • angstlösend und beruhigend ,
  • fördert eine schnellere Wundheilung
  • wirkt entzündungshemmend,
  • sorgt für eine bessere Verdauung (das ist eine direkte Folge davon, wenn das Stresslevel sinkt und der Kampf-und-Flucht-Mechanismus zurückgefahren wird),
  • aktiviert das Belohnungshormon Dopamin,
  • erhöht die soziale Kompetenz (besseres Erkennen der jeweiligen emotionalen Wertigkeit von Gesichtern und Stimmen),
  • verstärkt Vertrauen und Großzügigkeit
  • vermindert Depressionen

Kurz: Solange wir Stress haben, können wir nicht so vertrauensvoll, sozial und gesund sein wie in Zeiten größerer Entspannung.

Serotonin:
Auch das Hormon Serotonin hat das Potenzial, uns quasi zu besseren Menschen zu machen. Wenn Serotonin ausgeschüttet wird, werden wir geselliger und umgänglicher. Unser Selbstwertgefühl verbessert sich, depressive Verstimmungen werden besser und wir machen uns nicht ständig Sorgen. Serotonin hilft dabei, Gelüste besser in den Griff zu bekommen. Im Winter bzw. an dunkleren Tagen ist der Serotoninspiegel niedriger, was manche Menschen anfälliger für Depressionen macht.

Endorphine:
Auch hier hat sich unser Gehirn etwas Trickreiches einfallen lassen. Endorphine machen schmerzunempfindlich. Ohne Endorphine hätten unsere Urahnen beim Kampf oder auf der Flucht vielleicht viel früher schlapp gemacht. Noch heute werden Endorphine in Extremsituationen ausgeschüttet, dann können z. B. Sportler trotz eines gebrochenen Arms einen Wettkampf beenden. Aber auch Bungee-Jumping und Drachenfliegen lassen das Endorphinlevel steigen. Die weniger anstrengende Variante ist allerdings: Lachen. Eine halbe Minuten lachen erzeugt etwa so viel Endorphine wie fünf Minuten sportliche Betätigung!

Das Gehirn schafft es, uns mit den beschriebenen Hormonen über unsere Grenzen hinaus zu bringen, uns Dinge machen zu lassen, die wir sonst nicht unbedingt tun würden, und uns trotz Schmerzen und Anstrengung gut zu fühlen. Und das geht so schon unser ganzes Leben lang.

Wenn Sie jetzt Ihr Gehirn austricksen wollen, um sich gut fühlen zu können, wann es Ihnen passt und nicht dem Gehirn, dann drucken Sie das folgende Arbeitsblatt aus, nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und planen Sie (Dopaminausschüttung) ein oder mehrere aufregende (Endorphine) Tätigkeiten, die Sie positiv denken lassen (Serotonin) – und das am besten zusammen mit einem oder mehreren besonderen Menschen (Oxytocin )!

Auf unserem Arbeitsblatt finden Sie die Hormone noch einmal übersichtlich dargestellt, zusammen mit Anregungen, wie man sie aktivieren kann. Das Arbeitsblatt gibt es diesmal im A4-Format als Poster, und als A5-Ausdrucke, falls Sie diese Übung regelmäßig machen wollen. Nehmen Sie sich am besten ein Thema oder Problem vor, das Sie gerne anders organisieren möchten (instrumentelles Stressmanagement, Sie erinnern sich) und suchen Sie nach Möglichkeiten, sie mit der Ausschüttung von Glückshormonen zu verbinden. Z. B.: Sie müssen die Steuererklärung machen (oder eine andere Routinetätigkeit, vor der Sie sich am liebsten drücken möchten).

1. Dopamin: Setzen Sie sich ein konkretes Ziel (Sie arbeiten 30 Minuten konzentriert daran und dürfen dann Pause und etwas Schönes machen; Sie richten Ihren Fokus darauf, dass es vernünftig, verantwortungsvoll, erwachsen und sinnvoll ist, die Tätigkeit auszuführen.
2. Serotonin: Gehen Sie mit einer positiven Einstellung heran (Ich übernehme Verantwortung und drücke mich nicht; hinterher werde ich mich gut fühlen; ich weiß, ich kann das)
3. Endorphine: Betrachten Sie das Ganze als einen Wettkampf gegen sich selbst: Wie schnell schaffen Sie wie viel? Können Sie die 30 Minuten, die Sie sich vorgenommen haben, übertreffen? Lachen Sie über einen Witz, der mit dem Thema zusammenhängt, z. B. “Treffen sich zwei Moskitos vor dem Finanzamt. Das, das gerade herauskommt sagt zu dem, das gerade hinein will: “Vergiss es. Die saugen selbst!”. Wenn Sie unruhig werden, bewegen Sie sich 5 Minuten (z. B. Treppen hoch- und runterlaufen) und machen dann weiter.

Testen Sie es. Es geht nicht “nur” um eine positive Einstellung oder das Erledigen einer unangenehmen Aufgabe sondern darum, dass Sie Ihr positive Gefühle bzw. Hormone selbst aktiv steuern können! Wenn Sie das bei einer besonders unangenehmen Tätigkeit schaffen, schaffen Sie es immer wieder.

Poster im A4-Hochformat >
Arbeitsblätter im A5-Format (Querformat) >