Guter Stress?

Thema Progress:

In der östlichen Medizin (Ayurveda, Traditionelle Chinesische Medizin/ TCM etc.) gehörte die eigene Einstellung schon immer ganz selbstverständlich zur Gesundheit: Man geht im östlichen Kulturkreis davon aus, dass Krankheiten zu einem großen Teil von den eigenen Lebensumständen, Emotionen, aber auch der eigenen Einstellung bestimmt wird (und übrigens auch mit der Ernährung – warum die wichtig ist, haben wir ja in den letzten beiden Lektionen gesehen).

Stress hat sehr viel mit unserer Einstellung zu tun. Sie erinnern sich an die Studie, die gezeigt hatte, dass Teilnehmer, die Stress als etwas Positives zu verstehen gelernt hatten, deutlich gesünder waren? Tatsächlich ist auch immer wieder von “gutem Stress” bzw. “Eustress” die Rede. Und wirklich hat Stress ja anregende und positive Eigenschaften. Man fühlt sich lebendiger, ist aktiver, oft auch kreativer und leistet manchmal weitaus mehr als in einem völlig entspannten Zustand. Dies setzt allerdings eine Sache voraus: ausreichend Ressourcen.

Die Grafik oben zeigt die Zusammenhänge auf (Sie finden Sie auch noch einmal auf dem Arbeitsblatt, das es gleich zum Downloaden gibt). Zu niedrige Anforderungen sind ebenso wenig förderlich wie zu hohe: In den letzten Jahren ist der Begriff “Bore-Out” aufgekommen, der als Gegenstück zum “Burn-Out” auf die Probleme einer chronischen Unterforderung hinweist. Falls das wie ein Luxusproblem klingen mag: Unterforderung macht tatsächlich krank, denn das “gesunde Stresslevel”, das der Organismus benötigt, ist unterschritten.

Wenn die Belastung bzw. das “Erregungsniveau” (engl: arousal) zunimmt, gelangen wir dann in einen Bereich, in dem das Verhältnis zwischen Anspannung und Ressourcen optimal ist. Dann macht uns Stress (den wir dann aber nicht als solchen empfinden) tatsächlich leistungsfähiger und aktiver.

Die nächste Phase kann uns sogar in einen “Flow-Zustand” führen, in dem wir optimal und völlig kreativ entspannt Höchstleistungen vollbringen können. Der Fachausdruck lautet “Peak Performance“, also Leistungshöhepunkt oder Spitzenleistung. Man sieht an der Grafik, wie da aber irgendwann eine Grenze erreicht ist und die Leistung wieder abnimmt. Das Ganze führt dann in Überforderung, Erkrankungen und Burn-Out.

Wichtig ist, dass “Eustress” oder “guter Stress” vom eigenen Empfinden abhängt. Das, was einen Menschen unterfordert, bedeutet für einen anderen vielleicht Überforderung. Jemand, der jahrelang völlig mühelos Spitzenleistungen erbracht hat, rutscht scheinbar plötzlich in den Burn-Out. Stress muss daher immer im Zusammenhang mit Ressourcen betrachtet werden und dazu zählt auch die eigene Einstellung. Es macht einen großen Unterschied, ob wir mit dem Gefühl an eine Sache herangehen “das schaffe ich locker” oder “das bekomme ich niemals hin”.

Also können wir Stress tatsächlich positiv betrachten, wenn wir das nicht als Ausrede zu weiterer Überforderung nehmen. Wir haben einen kurzen Test für Sie vorbereitet, damit Sie eine Einschätzung erhalten, wo etwa Sie sich auf der Skala oben befinden.

Überlegen Sie aber vorher auch selbst, wo Sie gerade Ihrem eigenen Empfinden nach stehen. Wo standen Sie zu ganz schlechten Zeiten? Und wann hat sich alles richtig und gut angefühlt, nach Leichtigkeit und mühelosen Spitzenleistungen? Was für Lebensumstände, Einstellungen und Gedanken haben Sie in die jeweilige gute bzw. schlechtere Situation gebracht und was können Sie daraus für Ihre jetzige Situation mitnehmen?

Stress, und das kann nicht oft genug betont werden, führt dazu, dass wir uns selbst aus den Augen verlieren und zu wenig auf uns Acht geben.

Wie immer können Sie sich ein Arbeitsblatt herunterladen, mit dem Sie vielleicht auch spätere Veränderungen oder Fortschritte dokumentieren können. Sie können es hier herunterladen >

Und hier geht es zum Test >