Bedienungsanleitung

Thema Progress:

Wäre es nicht schön, eine “Bedienungsanleitung für Gesundheit” zu erhalten? Die gute Nachricht: der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky hat eine entwickelt. Er wertete 1970 Studienergebnisse zum Gesundheitszustand von Frauen aus verschiedenen Kontrollgruppen aus. Eine der Gruppen bestand aus Frauen, die ein nationalsozialistisches Konzentrationslager überlebt hatten sowie teilweise anschließend Jahre auf der Flucht. Ein für Antonovsky überraschend hoher Prozentsatz dieser Frauen – 29 Prozent – waren körperlich und psychisch als gesund eingestuft worden.

Antonovsky stellte sich die Frage, warum einige Menschen absolut traumatische Erlebnisse gut überstehen und andere daran zerbrechen. Er machte sich auf die Suche nach den Eigenschaften, die dabei helfen, mit Krisen und Stress umzugehen und entwickelte daraus das “Salutogenese”-Prinzip. Als “Pathogenese” bezeichnet man die Entstehung von Krankheiten. Antonovsky ging davon aus, dass es ebenso wie krank machende Faktoren auch Faktoren geben müsse, die nicht in Richtung Krankheit, sondern in Richtung Gesundheit  (lat. salus, daher das Wort Salutogenese) führen. Man könnte also etwas salopp formulieren, dass Antonovsky eine Art “Bedienungsanleitung für Gesundheit” entwickelt hat.

Seine Forschungen zeigten, dass es drei ausschlaggebende Faktoren dafür gibt, wie gut Menschen mit Stress und Belastungen umgehen können. Man spricht heute oft von “Stressresilienz”, also der psychischen Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Stress. Dieses Konzept weist viele Ähnlichkeiten mit dem Salutogenese-Modell auf. Antonovsky fügte aber noch einen wichtigen Faktor hinzu: den eigenen Beitrag zur Gesundheit, den er als permanenten, aktiven Prozess bezeichnete.

Antonovsky beschreibt drei Faktoren, welche unsere Widerstandskraft bzw. den positiven Umgang mit Belastungssituationen ausmachen:

  1. Verstehbarkeit. Wenn wir Zusammenhänge zwischen Ereignissen in unserem Leben herstellen können, können wir besser damit umgehen.
  2. Handhabbarkeit (bzw. Bewältigbarkeit). Habe ich das Gefühl, genug Ressourcen und Möglichkeiten zu haben, um mit der Situation umzugehen?
  3. Sinnhaftigkeit. Als wichtigsten Faktor nannte Antonovsky die Einstellung, dass die Ereignisse und Herausforderungen Sinn ergeben, um sie leichter akzeptieren zu können.

Machen Sie den Test, um herauszufinden, wo Sie in den einzelnen Bereichen stehen, und laden Sie dazu wieder das Arbeitsblatt herunter. Auch die Ergebnisse dieses Tests werden sich mit der Zeit (bzw. mit mehr Ressourcen, Handlungsspielraum, positiver Einstellung, weniger Stress etc.) verändern. Schreiben Sie daher das Datum auf das Auswertungsblatt und bewahren Sie Ihr Ergebnis auf. Wiederholen Sie den Test zu einem späteren Zeitpunkt und vergleichen Sie die Testergebnisse mit Ihrem heutigen Test.

Die nächste Lektion liefert dann Erklärungen bzw. Handlungsmöglichkeiten dazu.

Und hier geht’s zum Test >